Was darf man von den allenthalben fett geschnürten Rettungspaketen erwarten? Wem oder welchen interessierten Kreisen wird denn der vorsätzlich herbeigeführte Infarkt erspart? Was soll das bedeuten, es müsse um jeden Preis Vertrauen dargestellt werden, dass sich Institute aller Art am Finanzplatz Erde wieder in größeren Tranchen gegenseitig Einlagen leihen? Wie ist denn dieser Begriff basiert? Vertrauen darauf, dass der Bankenzaster zur Ergaunerung von Mondrenditen auch weiterhin nicht seriös gehandhabt, aber von Steuerzaster gedeckt sein wird, bis dieser theoretisch unversiegbare Nachschub schließlich auch zur Neige geht? Wäre es da nicht klüger, die eine Angst vor einem Kapitalschnitt, der erst die Blasenmacher, dann ihre Aftersassen und dann die Allgemeinheit trifft, und die andere Angst vor galoppierender Geldentwertung in Löwenmut zur Bekämpfung der moralischen Korruption des kaputten virtuellen Pseudowertschöpfungssystems zu verwandeln? Die ganzen Schrottpapiere, die noch tonnenweise auf Termin in den Tresoren aller möglichen Neunmalklugen liegen, zeigen heute, morgen und übermorgen doch bloß an, dass ihre Emittenten, ihre Händler und ihre hoffentlich letzten Besitzer viele gekniffen haben, bevor sie nun selbst gekniffen sind. So what?
Tatsächlich könnte man sich doch bitte mal an den Sinn der Sache erinnern. Ludwig Erhard wollte nicht, dass sich Kapital unkontrolliert konzentriert, vermehrt, verselbständigt und zu dubiosen Zwecken gegen Ziele des Gemeinwohls wendet. In diesem Sinne führte die Soziale Marktwirtschaft eine kollektive Zwangsvernunft ein, die durch das ständige Neuverteilen zu hoher Überschüsse Einzelner für Chancenausgleich sorgt. Insofern sollte es jetzt auch weniger um strengere Regulierungen als um die Renaissance von Verantwortungsbewusstsein gehen.
Und sonst? Frau K., eine der reichsten deutschen Unternehmerinnen, fiel einem halbseidenen Gigolo um den Hals und verlor wegen kompromittierenden Bildmaterials ihrer privaten Eskapaden zumindest temporär ein paar Millionen. Herr M., einer der reichsten deutschen Unternehmer, verschoss offenbar ohne Kernkompetenz gut tausend Millionen mit windigen Wetten auf sinkende Aktienkurse von VW. Beides bedenklich. Mir jedenfalls scheint es noch so.
Beste Grüße aus Bonn, Ihr Reinhard Nenzel, Chefredakteur