Im noch viel kleineren Maßstab und glücklicherweise völlig unkriegerisch ist auch die AfD damit befasst, eine große Ordnungsidee, die zugleich eine große ökonomische Marktidee und eine große pazifistische politische Idee ist, zu konterkarieren. Richtig ist, dass der Euro nicht das ist, was uns einmal verkündet und versprochen wurde. Die Einheitswährung wurde seinerzeit schon gebraucht, um die galoppierenden Verschuldungsstände der Mitgliedsstaaten der EU zu kaschieren. Und seither ist noch viel mehr passiert, um das Vertrauen in die Solidität der kleinen Scheine, die Mario Draghis Unterschrift zieren, zu erschüttern. Der Zug fährt ungebremst in die falsche Richtung. Daran ändern auch die kühnen Klimmzüge selbstverliebter Volkswirte nichts, die unermüdlich sind, andauernd Hoffnungsschimmer für irgendwelches Wachstum zu erkennen, das verglichen mit früher keine Substanz mehr hat und zudem auf Pump zustande kommt. Das Resümee ist recht einfach: Die Statistiken, die wir kennen, sind zeitgemäß virtuell.
Bei alledem geht es weit weniger um die Institution des Euro und um seine Nord-Süd-Effekte als um die Opportunitäten und die tieferen Motive, die ihn einst als einzigen Vorteil beschrieben. Die Misere beginnt hier. An diesem Irrglauben wird die AfD später scheitern. Sich zurückzuziehen in eine mentale Wagenburg des nationalökonomischen 19. und 20. Jahrhunderts, ist falsch gedacht. Bloß dass Solidarität wohlverstanden auf Werten basiert. Sie ist keine, wenn sie sich auf gemeinsame Staatsanleihen beschränkt, die nur eine weitere Eskalationsstufe sind, nicht aber Gerechtigkeit will, bezüglich der Bürger, die in den starken und schwachen Ländern Steuern zahlen. Wenn jedoch nicht mehr wirklich mehr entsteht, was als zunehmender Wohlstand verteilt werden kann, muss man sich Gedanken machen, wie weit man die Schere noch öffnen will. Wir können global Regime je nach Nutzen gut oder böse finden und uns über marodierende Mörderbanden entsetzen oder nutzenneutrale Normen betreiben. Das ist die Lehre aus dem Missbrauch des Islams. Technologischer Fortschritt hat allen Menschen zu dienen.
Beste Grüße aus Bonn, Ihr Reinhard Nenzel, Chefredakteur